Was Papa Wutz mich gelehrt hat

Oft lese oder höre ich ja, dass die Kinderserien heute nicht mehr so schön seien, wie sie es früher mal waren. Als eine Guckerin und Verfechterin von Sailor Moon, damals in der Schule, wurde ich schon früh mit der Oberflächlichkeit vieler Menschen konfrontiert, insbesondere wenn es um den Medienkonsum geht.

Da sieht man nur bunte Bilder, große Augen und quietschige Stimmen, das kann ja nur furchtbar sein. Und „Oh ein Mädchen mit Zauberkräften, so ein Schwachsinn“ habe ich auch nicht selten gehört. Den meisten Erwachsenen und auch Jugendlichen gelingt es nur sehr schwer, was für Kinder so selbstverständlich ist. Nämlich sich auf eine Serie oder einen Film, sogar ein Buch, wirklich einzulassen. Es nicht nur als seichte Unterhaltung zum Zeitvertreib zu sehen, sondern hinter die Fassade aus bunten Bildern zu blicken. Denn oft sind wirklich wunderschöne Geschichten in diesen Serien verborgen.

Und nicht nur das, Kinder können daraus tatsächlich etwas lernen. Sailor Moon war ein so großer Bestandteil meiner Kindheit, dass es mich, unter Anderem, sehr geprägt hat. Und das ist gut so. Denn hier wird beispielhaft vorgelebt, wie wichtig Nächstenliebe ist. Wie man mit Freunden umgehen sollte, dass Oberflächlichkeit einen nicht weiter bringt und der Umgang miteinander nicht gestaltet sein muss mit dauerndem Genörgel und Gemecker, wie unsere Gesellschaft es zur Zeit in meinen Augen eigentlich am Liebsten hat. Ich behaupte, dass mich Sailor Moon tatsächlich ein Stück weit zu einem besseren Menschen gemacht hat. Mir gezeigt hat, worauf es im Leben ankommt und dass Materielles so nebensächlich ist, wenn man nur liebevoll miteinander umgeht.

Und eine aktuelle Kinderserie, die es heute bei den Erwachsenen schwer hat und für die ich hier mal Partei ergreifen möchte ist „Peppa Wutz“. Denn mit „die ist ja nicht so schön“ ist meistens gemeint, dass sie nicht schön gezeichnet ist. Und ja, das stimmt, schön sind die Zeichnungen nicht. Und als mein Sohn anfing das zu gucken, dachte ich auch auf den ersten Blick, was für ein Mist das wohl ist. Aber aus den Erfahrungen meiner Kindheit habe ich gelernt hinter die Fassade zu blicken. Und so habe ich versucht mich darauf einzulassen, einfach weil es meinen Sohn interessiert. Und egal was bei uns gerade so „In“ ist, Peppa geht irgendwie immer und hat sich seit Beginn gehalten. Also irgendwas muss da doch dran sein.

Und siehe da, wir haben hier eine ganz normale Familie mit dem alltäglichen Familienwahnsinn. Jede Folge greift ein Thema, das eigentlich jeder, der Kinder hat, kennt auf und bringt den Kindern im Prinzip bei, wie man damit umgeht. Hier geht es vor Allem um Probleme der kleineren Generation, wenn die Geschwister nicht zusammen spielen wollen, wer auf dem Spielplatz als erster dran ist, oder dass man auf seine Sachen immer gut aufpassen muss. Und das sind nur ein paar Beispiele. Die einzelnen Folgen sind nicht sehr lang, aber mit so viel Herz und Humor, dass es einfach gute Laune macht sie anzusehen.

Und es stört mich nicht mehr, eine Folge zum hundertsten Mal zu sehen, denn sie sind einfach so liebevoll gestaltet, es ist einfach ein Genuss. Und inzwischen finde ich sogar die Zeichnungen nicht mehr schlimm, sie sind eben schlicht und einfach, denn auf diese Oberflächlichkeit kommt es eben nicht an, sondern auf den Inhalt. Und jede Folge endet damit, dass die ganze Familie lachend auf dem Boden liegt. Erst fanden wir das doof, aber eigentlich ist es doch süß und sagt im Prinzip nur, am Ende wird immer alles gut. Und diese Idee sollten Kinder sich bewahren. So lange sie können.

Aber das Allerwichtigste was Eltern hier mitnehmen können ist das beispielhafte Verhalten von Mama und insbesondere Papa Wutz. Diese unglaubliche Gemütsruhe und Gelassenheit, mit der die zwei all die Schandtaten der Kinder hinnehmen. Da wird der Lieblingssessel verschenkt und dann für viel Geld wieder zurück gekauft und nach dem ersten Schock quittiert mit einem „Bitte für die Spende, gern geschehen“. Nicht mal die Papierflieger, aus den wichtigen Unterlagen vom  Papa gebastelt, führen zu einer Schimpftirade, wie es manchen Eltern (ja auch mir, manchmal) passiert. Egal was, die Eltern bleiben ruhig, erklären vernünftig warum etwas nicht gut ist aber lachen dann am Ende drüber. Ich nehme mir Papa Wutz inzwischen als Vorbild und versuche ebenfalls etwas gelassener an solche Unfälle heran zu gehen.

Und wieder mal kann ich nur empfehlen liebe Eltern, vergesst dass ihr ja erwachsen seid und versucht euch einzulassen auf das, was eure Kinder gern mögen. Seht die Dinge durch ihre Augen und ihr werdet etwas ganz wunderbares erleben, bei dem sogar ihr womöglich noch etwas lernt. Ich weiß, in unser hektischen Welt ist es nicht immer möglich, aber versucht einfach euch die Zeit zu nehmen und bewahrt euch ein wenig eurer Kindlichkeit im Herzen. Und vielleicht wird dann am Ende doch irgendwie alles gut und ihr beendet eure Tage mit einem Lächeln. Nur auf den Boden werfen müsst ihr euch ja nicht.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert