Vielfalt in Spielmaterialien

Habt ihr schon mal zur Rushhour am Alexanderplatz in Berlin gestanden und die Menschen betrachtet, die aus einer Ubahn steigen? Es sind Hunderte. Und keiner sieht gleich aus. Die Vielfalt der Menschen ist so unendlich groß und gleichzeitig so wunderbar. Aber spiegelt diese sich auch im Spielzeug wieder?

Mein Mann macht derzeit eine Ausbildung zum Pädagogen und musste sich im Rahmen dieser Ausbildung mit diesem Thema auseinandersetzen und einen Text dazu schreiben. Und weil ich das Thema so wichtig finde und seine Arbeit so unglaublich gut gelungen, möchte ich das gerne mit euch teilen. Viel Spaß!

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Gedanken zum „KiDs aktuell – Fair play! Vielfalt in Spielmaterialien“

In dem von mir gewählten Text geht es um die gewünschte, aber stellenweise nicht vorhandene Vielfalt in Spielmaterialien und die Vorteile dieser. Dabei gibt es einige Aspekte, die mir neu und so vor der Lektüre nicht bewusst gewesen sind. Bisher habe ich das Thema lediglich aus den Augen meiner eigenen Kinder betrachtet, die mit ihrer Haut- und Haarfarbe von den Stereotypen im herkömmlichen Spielzeug bedient werden. Die Notwendigkeit von Spielzeug, das die Diversität widerspiegelt, kam mir daher als unnötig vor, da ich der Meinung war, dass ich auch mit Hilfe meiner Erziehung klar machen kann, dass anders nicht unbedingt schlechter ist und dafür nicht unbedingt abgestimmtes Spielzeug notwendig ist. Hier hat der Text mich dazu gebracht, einen Perspektivwechsel einzugehen und das Spielzeug aus Sicht anderer Kinder mit eventuell anderen Merkmalen zu betrachten. Dass Kinder mit anderen Hautfarben oder Haarstrukturen sich in diesem Spielzeug nicht wiederfinden und daher in ihrem Selbstwertgefühl nicht bestärkt werden ist für mich nachvollziehbar, war mir aber bisher so nicht bewusst. Spannend finde ich hier, bewusst das Spielzeug beispielsweise meines Sohnes oder in meiner Kita dahingehend unter die Lupe zu nehmen. Dabei fällt mir auf, dass in vielen Büchern, Serien oder auch in beispielsweise Playmobil Figuren Aspekte wie Hautfarbe und Zugehörigkeit zu anderen Kulturen bereits stellenweise, wenn auch nicht vollumfänglich berücksichtigt werden. Beeinträchtigungen der Gesundheit und der Sinne, wie beispielsweise Gehörlosigkeit oder andere genetische Erkrankungen werden hingegen kaum bis gar nicht verarbeitet. Dass es für betroffene Kinder aber wichtig sein kann ist für mich eine vollkommen neue Idee. Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass es körperlich beeinträchtigten Menschen wichtig ist, als normal angesehen und behandelt zu werden, um das Gefühl zu bekommen, dazu zu gehören und nicht „anders“ zu sein. Hier kam mir zuerst der Gedanke, dass es ihnen eventuell gar nicht Recht wäre, im Spielzeug so herausgehoben zu werden. Dass es ihnen lieber wäre, nicht anders behandelt zu werden, indem spezielles Spielzeug für sie geschaffen wird, sondern einfach das „normale“ Spielzeug, das alle benutzen, zu verwenden. Bei genauerer Betrachtung ist dies aber wieder eine sehr vorurteilsbehaftetet Sichtweise. Viel besser wäre es, wenn diese Kinder in den Spielmaterialien ebenfalls bedacht werden, dies aber als vollkommen normal angesehen wird. Wenn es Standard wäre, dass Spielfiguren mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung existieren würden, dies aber nicht gesondert als „Besonderheit“ hervorgehoben werden muss. Letztlich können allerdings nur betroffene Kinder diese Frage authentisch beantworten, hierzu durchgeführte Forschungen und ihre Ergebnisse fände ich sehr interessant und würde diese begrüßen.

Zum Thema Heteronormativität kann ich dem Text vollumfänglich zustimmen, da ich in diesem Bereich schon persönliche Erfahrungen machen durfte. Mein Sohn ist ein großer Fan von Feen und Elfen, Prinzessinnen, Einhörnern und generell Serien mit weiblichen Protagonistinnen. Er liebt es sich als „seine Heldinnen“ zu verkleiden. Hier fiel es mir anfangs schwer, ihn in Prinzessinenkostümen zu sehen und so versuchte ich, ihm andere Kleidung mit diesen Themen zu kaufen. Dabei erscheint es unmöglich eben solche in anderen Farben als Pink zu finden. Ebenso sind alle Spielzeugelfen lediglich als rosa- oder pinkfarbene Varianten vorhanden. Selbst Playmobil bietet hier ausschließlich Spielzeug in der „Girls Edition“. Auch wenn es beispielsweise Bagger fahrende weibliche Spielfiguren gibt, ist hier noch ein langer Weg hin zu geschlechtsneutralem Spielzeug. Dies liegt vermutlich daran, dass diese Trennung nach „typisch weiblich“ oder „typisch männlich“ noch zu tief in den Köpfen vieler Menschen verankert ist und nur langsam verändert werden kann. Oft werde ich von anderen Kindern in der Kita angesprochen und gefragt, wieso mein Sohn denn mit „Mädchenspielzeug“ spielt. Und obwohl ich es nicht müde werde zu erklären, dass Spielzeug für alle da ist und jeder mit dem Spielzeug spielen soll, das ihm gefällt und diese Einstellung auch in meiner Einrichtung und der meines Sohnes von vielen Erziehern so vermittelt wird, ist doch durch ihre familiäre Umgebung bereits die Geschlechterteilung tief in den Köpfen der Kinder verankert. Hier sehe ich eines der vielen wichtigen Ziele der Vorurteilsbewussten Erziehung, die wir bereits im Unterricht durchgenommen haben. Nicht nur, dass Pädagogen den Kindern helfen, Respekt für Vielfalt zu entwickeln oder kritisch gegenüber Vorurteilen und Diskriminierung zu werden, sondern auch mit Hilfe von Elternarbeit in das soziale und familiäre Umfeld der Kinder eingreifen und den Eltern helfen, hier andere Sichtweisen zu verstehen.

Was mir im Text etwas fehlt, ist der Bezug zu anderen Spielzeugen, als zu Puppen. Diese werden hier vollumfänglich betrachtet und auch viele Dinge genannt, die man an Puppen verändern kann, um eine größtmögliche Vielfalt anzubieten. Andere Spielzeuge werden hier jedoch nicht betrachtet, wie beispielsweise Bücher oder auch die im Unterricht bereits angesprochenen Stifte. Bei der Lektüre des Textes fiel mir beispielsweise eine Situation aus der Praxis einer Pädagogin in der Familie ein. Beim Malen war ein Kind unzufrieden, da ihm die „Hautfarbe“ (so stand es auf dem Stift) ausgegangen war. Daraufhin rief die Pädagogin die Kinder zusammen und bat sie, den Stift aus der Palette heraus zu suchen, der ihrer Meinung nach ihre Hautfarbe am besten widerspiegelte. Dabei kamen so viele Stifte zusammen, wie sie Kinder in ihrer Gruppe hatte. Ein wunderbares Beispiel, wie man in der Praxis ein Bewusstsein für die Vielfalt der Menschen schaffen kann. Wenn man jedoch den weiterführenden Links folgt, findet man auch hier eine Vielzahl von Spielzeug, das in Bezug auf Rassismuskritik positiv heraussticht, wie beispielsweise die Puzzle von Dusyma oder die Gesellschaftsspiele von Hape Toys. Auch die Must-Have und Nice-To-Have Kriterien, die in diesem Zusammenhang genannt werden sind interessant und helfen mir, in meiner Kita darauf zu achten, solches Spielzeug zu beschaffen.

Was ich nicht im Blick hatte, da ich bisher keine Berührungspunkte damit hatte, ist, dass körperlich oder geistig beeinträchtigte Kinder vollkommen andere Ansprüche an Spielzeug stellen, als Kinder ohne solche Merkmale. Dass sie mit bestimmtem Spielzeug nicht umgehen können, wohingegen anderes Spielzeug ihnen hilft, ihre Stärken zu erkennen und daher ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln. Hier gibt der Artikel aus dem Blog „umstandslos“ einige gute Anreize, wenn auch die Linkliste leider nicht mehr aktuell ist und größtenteils nicht mehr funktioniert. Jetzt weiß ich aber, wo ich bei Bedarf nochmals nachlesen kann.

Abschließend ist zu sagen, dass noch Einiges zu tun ist um eine allumfassende Wiederspiegelung der Vielfalt der Menschen im Spielzeug zu erreichen, wir uns aber auf einem guten Weg befinden. Indem das Bewusstsein für und der Respekt vor Vielfalt der Kinder heute geschärft wird, schaffen wir eine Generation die alle Vorrausetzungen mitbringt um den Weg dahin erfolgreich zurück zu legen.

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