Wie wurde ich zu der Person, die ich jetzt bin?

Mein Name ist Antje Jungmann, geboren wurde ich am 23.05.1986 in Berlin als eine Hemling und schon damals hab ich mir gedacht, ich halte mich nicht an das was alle machen, sondern mache es einfach mal anders. Und so musste ich dann geholt werden, weil ich mich geweigert hab mich umzudrehen und meinen Kopf irgendwo rein (oder besser raus) zu stecken wo er meiner Meinung nach überhaupt nicht rein passt.

Die folgenden 30 Jahre wurde ich von so vielen Dingen geprägt, dass man sie unmöglich aufzählen kann, aber eine meiner größten Leidenschaften war und ist schon immer der Computer, insbesondere aber Computerspiele. Alles fing an mit einem Spiel, dass ich bei meinem Onkel regelmäßig gespielt habe und von dem ich beim besten Willen nicht mehr weiß, wie es heißt (und ich hab es schon stundenlang gegoogelt):

Man spielte ein kleines Kücken, dass durch die Welt hüpft, Freunde befreit und Gegnern ausweicht. Die Erinnerung an dieses Spiel ist so dermaßen dunkel, dass ich eigentlich nicht mehr weiß ob man nun wirklich ein Küken gespielt hat oder nur welche gerettet, aber ich weiß: Damit fing alles an.

Anschließend habe ich so viel gespielt, wie meine Eltern es zuließen (und ich bin sicher heute bereuen sie, dass sie es so oft zugelassen haben). Ich spielte zu Hause am Rechner, an unserem Sega Mega Drive, dem Game Gear (König der Löwen Komplettrun in unter 20 min, man war ich stolz), auf dem Game Boy während langen Autofahrten, einfach immer und überall. Und dann irgendwann war mir das einfach nicht mehr genug, es ging mir nicht schnell genug mit neuen Spielen (kann ich mir heute kaum noch vorstellen, es kommt ja ständig etwas raus, so viel kann kein Mensch spielen) und ich beschloss: Ich mache meine eigenen Spiele. Damals schenkte mein Papa mir ein Buch über die Programmiersprache Blitz Basic (die gab es nicht besonders lange, ich weiß nicht mehr warum) und ich fing einfach an. Meine Mama liebt Frösche, also mache ich ein Rollenspiel mit Fröschen.

Das Ergebnis: Ein Frosch hüpft von Links nach Rechts und am Ende sagt er “Hallo” zu einem Anderen.

Das war jetzt nicht der Brüller, aber ich war super stolz und dann.. tja dann hab ich aufgehört. Wie so oft in meinem Leben habe ich es nicht bis zu Ende gebracht. Eine meiner negativen Eigenschaften: Ich kann einfach kaum was zu Ende bringen. Mein Bruder kann da ein Lied von singen. Wie viele Spiele wir zusammen angefangen haben zu spielen und nie beendet haben.

Meine Eltern sahen hier jedenfalls die Gelegenheit mich beruflich unterzubringen und so begann ich eine Ausbildung als Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. Und die habe ich mal zu Ende gebracht. Sehr gut sogar und schneller als erwartet und deshalb entschied ich mich noch für ein anschließendes Studium. Informatik, ist ja klar, aber was dazu? Und hier traf ich die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung in meinem Leben, als Zweitfach wählte ich die klassische Archäologie und das brachte mich an die Humboldt-Universität zu Berlin. Und plötzlich passierte das, was meine Eltern mir immerzu prophezeit haben, ich aber nie glauben wollte, die Zeit verging furchtbar schnell.

Und so sitze ich nun hier, bin schon 30, habe einen Archäologen als Mann (genau, darum die wichtigste Entscheidung meines Lebens), zwei wundervolle Söhne und einen Job in der IT eines öffentlichen Berliner Nahverkehrsunternehmen. 

Aber über all die Jahre hat sich meine Leidenschaft, die Welt der Computerspiele zu erkunden und immer wieder neu zu entdecken und zu lernen, nie verändert. Erwachsen bin ich geworden, aber das hindert mich nicht am Spielen, ganz im Gegenteil! Für mich sind und bleiben Computerspiele ein nicht weg zu denkendes Medium, eine zauberhafte Welt voller Wunder und Magie, die Menschen prägt, zusammen bringt, schlauer macht und glücklicher auch. So lange man sich souverän und sicher in dieser Welt bewegt.

Was es dafür braucht sind vor allem Eltern, die ihre Kinder kompetent in dieser Welt großziehen können und ihnen helfen zu verstehen, dass es nicht entweder – oder ist, sondern dass die reale und digitale Welt untrennbar verbunden sind und ihnen den richtigen Kompass mitgeben, um sich in beiden sicher zu bewegen.

Und darum schreibe ich hier, frei unter dem Motto:

Macht Videospiele zum Gesprächsthema und nicht zum Tabuthema!

Antje Jungmann