Interview mit Johanna

Gaming als Leidenschaft: Interview mit Johanna Daher

In meinen letzten Beiträgen habe ich sehr viel beschrieben, was Videospiele eigentlich ausmacht, was uns motiviert zu spielen und was wir dabei Lernen können. Meine Intention dabei und überhaupt beim Schreiben dieses Blogs ist es, Eltern ein gutes Gefühl zu geben. Ihnen zu helfen, positiv auf das Hobby ihres Kindes zu sehen und mit einer optimistischen Einstellung an das Thema heran zu gehen.

Aus meinem Job weiß ich, dass nichts so gut wirkt, wie positive Erfahrungen, daher fand ich es naheliegend hier auf dem Blog eine Serie zu starten über Menschen, deren Leidenschaft in der Gamingbranche liegt und die mit ihren Erfahrungen und Prägungen aus diesem Umfeld heute großartige Dinge für die Gesellschaft leisten.

Den Anfang macht Johanna Daher, Journalistin beim MDR SACHSEN-ANHALT und YouTuberin aus und mit sehr viel Leidenschaft.

Hallo Johanna, vielen Dank für die Möglichkeit, dieses Interview mit dir zu führen! Stell dich doch einmal kurz vor, mit 5 Fakten über dich!

Ich habe Journalistik studiert und bin aktuell Online Redakteurin beim MDR SACHSEN-ANHALT. Im Master habe ich Medien- und Spielekonzeption studiert, weil ich Spiele einfach liebe. Mein allererstes Spiel am PC war das gute DOS Spiel “Bunny Bricks”. Ich bin in Nordhessen aufgewachsen mit meinen Eltern und meinem Bruder und außerdem liebe ich es Auto zu fahren und nenne meinen Skoda Fabia liebevoll “Fabi”.

Cool danke für diesen persönlichen Einblick. Da würde mich direkt interessieren, wie alt warst du denn, also du Bunny Bricks das erste Mal gespielt hast?

Ich war ungefähr 3 oder 4 Jahre alt, das war damals noch am DOS Rechner bei meinem Papa. Vor kurzem habe ich das im Stream auf der DOS Box gespielt und man braucht zum durchspielen, wenn man gut durchkommt, so 2 Stunden ca. Das Lustige daran ist, dass ich das damals schon geschafft habe und als ich dann geschlafen habe, versuchten sich meine Eltern auch an dem Spiel, da sie sich dachten: “Wenn unsere Tochter das schafft, dann schaffen wir das auch.” Und dann haben sie aber das große Finale nicht hin bekommen und damit diese Spielzeit nicht umsonst war, haben sie mich dann nachts geweckt, damit ich eben dieses Finale für sie spiele. Den Rekord an Leben, die ich damals zum Finale hatte habe ich neulich im Stream übrigens nicht geschafft zu knacken, mein damaliges Ich war also schon sehr gut darin. 😀

Das ist auch eine beachtliche Leistung! Jetzt hast du ja gerade auch beschrieben, dass deine Eltern da recht offen waren, wie war denn sonst die Einstellung deiner Eltern zum Thema Computerspiele?

Das war in unterschiedlichen Lebensphasen bzw. je nachdem wie alt ich war auch ganz verschieden. Generell sind sie dem Spielen gegenüber sehr offen eingestellt, auch was das am PC sitzen angeht, da mein Papa selbst sehr technikaffin ist und auch selbst programmieren kann. Damals haben sie aber auch sehr drauf geachtet, welche Spiele ich spiele. Ich erinnere mich zum Beispiel, das Spiel “Monster Bash” war tatsächlich auf dem DOS Rechner dann auch gesperrt, so dass wir es nicht spielen konnten, auch wenn wir es als Kind natürlich trotzdem probiert haben.

Wir durften also schon sehr früh spielen, wofür ich meinen Eltern auch sehr dankbar bin, aber eben immer in einem geregelten Rahmen. Je älter wir wurden, umso weniger dieser Regeln gab es natürlich, auch wenn meine Eltern trotzdem noch gesagt haben, wenn ihnen Spiele nicht gefallen haben.

Hattest du nie das Gefühl, dass dir diese frühe Berührung mit digitalen Spielen irgendwie geschadet hat?

Nein, auf jeden Fall gar nicht. Ich weiß es gibt Diskussionen darum, ob man so früh anfangen sollte, aber ich glaube, dass ich dadurch sehr viel gelernt habe. Beispielsweise habe ich sehr früh gelernt, wie man eine Tastatur nutzt, wie man mit einem PC und seiner Steuerung umgeht. Gerade aktuell haben wir viele digitale Meetings und haben dafür beispielsweise eine Software genutzt, in der man sich selbst einen Avatar erstellt und damit rum läuft. Und während manche meiner Kollegen damit eher Schwierigkeiten hatten, habe ich mich eben sofort ganz natürlich mit WASD zurechtgefunden und hatte keinerlei Probleme mit der Bedienung.

Aber auch mit 13 beispielsweise habe ich oft englische Spiele gespielt und mich eben dann auch außerhalb der Schule mit der Sprache auseinander gesetzt. Viele kreative Ideen, beispielsweise im Bereich Storytelling, die mir auch heute noch helfen, kommen sicherlich durch die Dinge, die ich eben in Computerspielen gelernt habe.

Das klingt natürlich alles total toll, hast du denn auch negative Erfahrungen mit dem Thema Spielen gemacht?

Ja tatsächlich – und das klingt jetzt total Klischeehaft-, aber ich hab zu Schulzeiten viel Call of Duty gespielt und dann auch irgendwann gemerkt, je nachdem wie intensiv man natürlich auch gespielt hat, dass das dann auch sehr stark im Unterbewusstsein war und ich tatsächlich nachts davon geträumt habe. Und das hat mich damals dann selbst erschrocken, wie intensiv diese Erfahrung tatsächlich war, dass ich dann sogar davon geträumt habe.

Das ist tatsächlich aber auch sehr gut, dass du das dann selbst gemerkt hast und da die Bremse ziehen konntest. Meinst du, dass die Offenheit deiner Eltern dem Thema gegenüber auch dazu beigetragen hat, dass du da so selbst reflektiert warst?

Ich glaube tatsächlich, dass das Verhältnis da mit meinen Eltern mega wichtig war. Ich denke, es ist sehr gut, wenn man mit seinen Eltern eben auch darüber reden kann, gerade wenn man auch negative Erfahrungen macht. Gut war auch, dass meine Eltern auch so gut wie nie etwas verboten haben, denn gerade wenn Dinge verboten sind und man sie dann eben doch heimlich oder bei Freunden ausprobiert, ist das nicht gut für das Vertrauensverhältnis zu den Eltern. Dann finde ich es deutlich cooler, wenn die Eltern sich eben dazu setzen und vielleicht auch mitspielen und man eben weiß, dass man jederzeit mit ihnen darüber reden kann.

Mit all den Erfahrungen aus deiner Kindheit, wie ist dein Verhältnis zu den Spielen heute?

Ein enorm Gutes auf jeden Fall, ich liebe Spiele nach wie vor, das müssen auch nicht nur PC Spiele sein, sondern genauso Konsolenspiele oder auch Brettspiele, Spiele sind einfach immer noch ein enorm wichtiger Teil für mich. Heute habe ich nicht mehr so viel Zeit dafür wie in meiner Kindheit und verbinde damit auch häufig etwas berufliches, beispielsweise habe ich einen YouTube Kanal, für den ich regelmäßig Spiele spiele und auch die Macher dahinter interviewe. Ich war dieses Jahr auch in der Jury bei der Verleihung Deutscher Computerspielpreis und habe dafür jede Menge Spiele getestet, es ist und bleibt einfach eine Leidenschaft.

Heute schaue ich aber auch anders auf die Spiele, als damals, ich schaue mehr, was können die Spiele mir auch mitgeben, ich kann ganz anders einschätzen, ob und warum mir ein Spiel gefällt und alles ist irgendwie professioneller geworden, aber die Liebe zum Spielen ist immer geblieben.

Lass uns nochmal näher auf deinen YouTube Kanal eingehen, worum genau geht es da?

Also ernsthaft betreibe ich den Kanal jetzt seit 2 Jahren und gerade im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass es so 2 Themen gibt, die ich da gerne mache. Das eine sind Online Tools und auch Tutorials dafür, gerade in der aktuellen Zeit sind ja bei Vielen, seien es beispielsweise Lehrer*innen oder Journalist*innen, kreative interaktive Online Tools sehr gefragt. Häufig wissen sie aber nicht so genau, was man damit alles machen kann und da ich diese Tools eben auch liebe, lade ich sehr gern Tutorials dazu hoch.

Die andere Seite ist das Thema Spieleentwicklung. Beim MDR hab ich ab und an zwar auch mal Spielethemen über die ich berichten kann, aber da mir das oft nicht reicht greife ich das Thema eben gerne auf meinem Blog auf. Einerseits um zu zeigen, wie man Teil der Gamesbranche werden kann, andererseits aber auch um Menschen eine Plattform zu bieten – und da kommt eben auch meine journalistische Seite durch – indem ich durch Interviews von kleineren Indiestudios aber auch größeren Entwicklerstudios diesen Menschen die Bühne biete ihre Themen zu platzieren.

Und diese beiden Teile zusammen auf meinen Kanal sind eben mein Herzensprojekt, in das ich, wenn ich nicht arbeite, sehr viel Zeit und auch Liebe investiere.

Ich finde, das merkt man auch! Ich hab gesehen, dass ihr da demnächst eine neue Aktion startet, nämlich eine digitale Sprechstunde. Was genau habt ihr da geplant?

Genau, das mache ich gemeinsam mit einer angehenden Lehrerin und einem Lehrer. Viele Lehrer*innen fragen auch oft an, wie ist das denn dann tatsächlich in der Praxis und da können andere Lehrer*innen natürlich einen besseren Einblick geben. Daher wollen wir die digitale Sprechstunde anbieten, damit gerade jetzt aber auch nach der Pandemie Lehrer*innen und andere Interessierte einfach mal ihre Fragen stellen können. Die erste digitale Sprechstunde am 04.05.2021 um 19:30 Uhr wird zum Thema digitale Arbeitsblätter stattfinden und soll einfach Fragen beantworten, aber auch Inspirationen und spannende Einblicke geben.

Ja super, ich werde auf jeden Fall da sein! Meine letzte Frage: Was würdest du den Leser*innen gern mitgeben, was ich jetzt noch nicht gefragt habe?

Da würde ich gerne darauf eingehen, dass ich finde, dass Spiele sehr viel mehr können, als nur zu unterhalten. Die Stichwörter sind da beispielsweise Serious Games, Educational Games aber auch – und da schließt sich der Kreis – News Games. Diese Spiele wollen mehr als nur unterhalten und geben auf eine andere Art Einblicke in bestimmte Themen. Sie können Inhalte ganz anders vermitteln. Es ist einfach was anderes, ob man nur ein Video sieht oder einen Text liest, oder ob man eben selbst handelt und beispielsweise einen Charakter in dem Thema spielt und dadurch besser versteht, warum die Figur so handelt.

Spiele können aber auch viel Kultur vermitteln. Beispielsweise habe ich mich mal mit dem Thema Atomwaffen in Spielen auseinandergesetzt und wie unterschiedlich damit umgegangen wird. Im Amerikanischen Spiel Fallout wird mit dem Thema beispielsweise sehr humorvoll umgegangen, während es im Japanischen Spiel Metal Gear Solid eher kritisch betrachtet wird, was geschichtlich natürlich total viel Sinn macht. Und sowas kann man eben auch aus Spielen lernen, wenn man sich damit auseinandersetzt.

Spiele können also so viel mehr, als einfach nur unterhalten und ich würde mir wünschen, dass noch mehr Bereiche das erkennen und nutzen und vielleicht findet man ja auf meinem YouTube Kanal Inspirationen dazu.

Vielen Dank Johanna, für das tolle Interview und für all die Dinge, die du tust um die Branche voran zu bringen und auch den Blick auf die Spielewelt zu verändern!

Wenn ihr mehr von Johanna sehen und hören wollt schaut gern auf ihrem Kanal vorbei, ich kann ihn jedem nur ans Herz legen!

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