Jungs spielen und Mädchen ist traurig

“Computerspiele sind nur für Jungs”

Noch lange nach dem Weltfrauentag findet man in den Sozialen Medien viele Beiträgen dazu, wie Frauen immer noch für eine Gleichstellung in so vielen Bereichen kämpfen müssen, wie weit der Weg noch zu gehen ist. Da die Genderthematik auch im Gaming Bereich weiterhin eine Rolle spielen muss, widme ich den heutigen Beitrag dem Thema Frauen und Gaming.

Tatsache ist, von den rund 34 Millionen Menschen, die in Deutschland inzwischen Computerspiele spielen, sind immerhin fast die Hälfte Frauen. Trotzdem ist in vielen Köpfen die Computerspielebranche eine sehr männliche. Auch ich selbst habe diese Erfahrungen gemacht:

Nehmen wir beispielsweise das Spiel League of Legends. Hier erstellt man sich einen Account mit einem Nicknamen, meiner lautete Seidenglanz. Jetzt haben tatsächlich nur des Deutschen mächtige Menschen verstanden, was das sein soll, aber nicht selten wurde ich als “gay” beschimpft. Das ist an sich natürlich schon beleidigend, viel schlimmer wiegt für mich allerdings die Tatsache, dass niemand auch nur im entferntesten auf den Gedanken kam, ich könnte eine Frau sein.

Auch im Alltag begegnen mir hierzu gern Kommentare: “Du spielst Computerspiele? Du siehst gar nicht so aus!”, “Echt du spielst, dann meinst du wahrscheinlich Candy Crush!” und ähnliche Spitzen. Nie böse gemeint, nur eben unüberlegt und entsprechend dem, wie wir geprägt werden. Und daher ist es mir auch so wichtig, das Thema hier anzusprechen, denn wir Eltern sind dafür da, diese Prägung aufzubrechen und in den Köpfen unserer Kinder ein besseres Bild entstehen zu lassen.


“Aber..” könnte jetzt jemand sagen, “warum gibt es dann so wenig Frauen, die professionell in der Gamingbranche unterwegs sind?” Natalie Denk, Zentrumsleiterin des Zentrums für Angewandte Spieleforschung an der Donau Universität Krems, hat in diesem Interview ein paar wichtige Punkte genannt, von fehlenden Rollenbildern, über die Befürchtung von Sexismus bis hin zu einer geschlechterspezifischen Sozialisation, eben durch die Eltern und die Umwelt von Heranwachsenden.

Ein Auseinandersetzen mit genderspezifischen Rollenbildern ist also auch im Bereich Gaming für Eltern und Pädagogen unerlässlich. Wichtig ist dabei zu verstehen: Mädchen und Jungs spielen die gleichen Spiele, es gibt unter Mädchen genauso gute Spieler, wie auch unter Jungen. Genauso wie Farben, Formen, Spielzeug sind auch Computerspiele schlichtweg für alle da.

Oft hapert es aber genau hier. Zeigt das Mädchen Interesse, stehen die Eltern im Laden und suchen das passende Spiel. Wie Spiele am besten ausgewählt werden, habe ich ja bereits beschrieben, steht man nur aber vor einem Regal voller rosa Hüllen mit Pferden oder Schminksalons drauf, wird schnell das im Kopf gespeicherte Rollenbild aufgegriffen und entsprechend gewählt. Wieviel Arbeit hier auch weiterhin in der Spieleindustrie noch notwendig ist, zeigt oft die Marketinggestaltung der einzelnen Spiele, auch wenn in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht wurden.


Und daher ist es nicht verwunderlich, dass die oben geschriebene Hälfte von spielenden Frauen gern verlacht wird mit eben diesen Aussagen, Frauen spielen ja nicht richtig. Nur eben Candy Crush oder lustige Smartphone Wimmelbildspiele. Dass das so nicht sein muss, liegt einzig und allein daran, wie Mädchen der Zugang zu Spielen gewährt wird. Dass sie mit offenen Armen aufgenommen und kompetent in der Wahl der Spiele ihren Interessen entsprechend unterstützt werden, ohne Vorurteile, ohne Schubladen.

Zeigt euren Kindern eine Welt der digitalen Medien und Spiele, in der Frauen eine genauso große Rolle spielen.

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