Spielertypen nach Bartle

Welcher Spielertyp ist dein Kind?

Vor einiger Zeit haben mein Mann und ich uns Abends zusammen gesetzt, um gemeinsam ein neues Computerspiel zu spielen. Nach dem Starten des Spieles fiel uns auf, dass man es noch nicht gemeinsam spielen kann. Also spielte jeder für sich. Die folgenden Tage hat mein Mann das Spiel sehr motiviert weiter gespielt. Ich selbst konnte mich jedoch nicht motivieren und verstand nicht, warum ihm das Spiel solch einen Spaß machte. Grund genug um zu überlegen, was motiviert uns eigentlich, ein Spiel zu spielen?

Anderes Beispiel: Mein Bruder wünschte sich zu seinem Geburtstag ein Computerspiel, ich habe es ihm und auch mir geschenkt, um endlich wieder zusammen zu spielen. Ein paar Abende haben mein Bruder, ein Freund und ich gemeinsam gespielt und ich habe es sehr genossen, allein würde ich das Spiel vermutlich nicht spielen.


Ich denke, bei mir ist es eigentlich ganz offensichtlich, ich bin jemand, der gern mit anderen zusammen spielt. Am liebsten sogar noch mit Menschen, die ich kenne. Meine gesamte Kindheit erinnere ich mich an Spiele, mit meinem Bruder, einer Freundin, meinem Vater, später den Kumpels in der Ausbildung und schließlich meinem Mann. Sicherlich gab es auch Spiele, die spielte ich allein, aber das sind wenige.

Richard Bartle hat sich dem Themengebiet, was uns in Spielen motiviert, angenommen und ist dabei auf vier Spielertypen gestoßen, die Claus Brell hier in einem sehr ausführlichen Beitrag beschrieben hat. Kurz zusammen gefasst:

Manche ziehen ihre Motivation aus dem Besiegen anderer Spieler (Killer), manche durch das Erhalten von besonderen Auszeichnungen oder spielinternen Belohnungen (Achiever), andere durch das Erkunden und Entdecken komplexer Spielwelten oder -mechaniken (Explorer) und wieder andere durch die gesellige Interaktion mit anderen Mitspielern (Socializer).

Vermutlich verschwimmen die Grenzen und niemand ist ganz eindeutig nur in einer Kategorie zu Hause, ich beispielsweise bewege mich zwischen den Typen Socializer und Explorer, mein Mann geht eher in eine Achiever Richtung, aber ebenfalls im Explorer Bereich (und hier treffen unsere Interessen aufeinander und der Spielspaß erhöht sich für uns noch zusätzlich).


Wüsstest du, wo dein Kind einzuordnen ist? Jetzt fragst du dich sicher, warum ist das wichtig? Nun zum Einen ist es doch spannend zu wissen, was dein Kind motiviert. Denn oft spiegeln sich die Dinge, die uns im Spiel motivieren, auch in der “realen” Welt. Bei mir beispielsweise ist es auch im Job wichtig, Aufgaben gemeinsam mit Freunden zu bearbeiten, dann motiviert mich mein Job richtig und macht mir umso mehr Spaß.

Wenn wir wissen, woraus unser Kind seine Motivation im Spiel zieht ist das andererseits auch unser bester Anhaltspunkt, ihm motivierende Aktivitäten außerhalb der Spielwelt zu zeigen, die auf ähnliche Weise funktionieren. Oder wir können Aufgaben, die grundsätzlich weniger motivierend sind mit einem Element verbinden, das sie einem motivierenden Spiel ähnlicher werden lässt, was allgemein mit dem Begriff “Gamification” bezeichnet wird.

Für die Socializer unter uns ist beispielweise das Bilden von Communities und Gemeinschaften ein gutes Element. Kein Wunder also, dass ich im Job erstmal in jeder Community of Practice anzutreffen bin, bis meine Zeit das nicht mehr zulässt. Kein Wunder, dass dieser Blog erst so richtig in Fahrt gekommen ist, als ein Working Out Loud Circle hinter mir stand und mich motivierte meine Idee zu verfolgen. Mein Verhalten in Videospielen zeigt mir also, wie ich meine Ziele auch außerhalb einer Spielwelt einfacher erreichen kann, indem ich mir Mitstreiter suche.


Ein guter Grund für uns als Eltern also, uns mit den Spielen unserer Kinder mehr auseinander zu setzen, sie zu fragen: “Warum macht dir gerade dieses Spiel Spaß und was motiviert dich daran?” und so im Dialog bezogen auf ein Thema, das unser Kind mag, mehr über seine Sichtweise und seine Motivation zu erfahren.

Und vielleicht auch ein Grund, einmal zu überlegen, welcher Spielertyp in uns selbst stecken könnte. Vielleicht können wir die Motivation unserer Kinder genauso wenig nachvollziehen, wie ich anfangs die Freude meines Mannes an besagtem Spiel. Da aber unsere Kinder (oder Ehepartner) nicht zwangsweise unserem eigenen Spielertypen entsprechen, wäre das auch nicht weiter verwunderlich. Es sollte uns aber dabei helfen, ihre Interessen nicht zu verurteilen, sondern sie statt dessen einfach nur besser zu verstehen.

Also: Welcher Spielertyp ist dein Kind?

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